»Dass Terrormilizen wie die IS nicht zum wahren Islam gehören ist ebenso ein Glauben wie der an Dschinns oder anderen Unsinn.«

Kurzer Einwurf: Inzwischen, seit kurzer Zeit, sagt auch die katholische Kirche, dass Menschen errettet werden können, die das Glaubensbekenntnis nicht glauben – auf »mysteriösen Wegen«. Weil es auch ihnen inzwischen seltsam vorkommt, dass der Glauben eine so große Rolle spielt. Letztlich reflektiert diese die moderne Sicht, dass es wichtig ist, was jemand tut, nicht, was er glaubt.


Inhaltsverzeichnis:


      Christliches Glaubensbekenntnis
      Einschränkung des freien Willens?
      Glauben: Nichts für starke Nerven
      Freier Willen und Verantwortung
      Einen Gott gibt es nicht

 

Christliches Glaubensbekenntnis

Nach dem christlichen Glauben muss man ein bestimmtes Glaubensbekenntnis glauben (und danach leben), wenn man errettet werden will. Die Frage war, warum Gott nicht alle Menschen dazu bringt, dieses Bekenntnis zu glauben, so dass alle errettet werden. Hier wird meist das Argument des freien Willens benutzt, welches ich im vorigen Abschnitt kurz widerlegt habe.

Es würde eine einzige »objektive Offenbarung« genügen, und schon würden alle Menschen an Gott glauben. Beispiele dazu hatte ich genannt. Aber diese objektive Offenbarung gibt es nicht. Es gibt nur »Offenbarungen«, von denen Menschen behaupten, sie seien göttlichen Ursprungs. Diese Auffassung muss man rundheraus ablehnen. Das habe ich im Abschnitt über die Offenbarung genauer beleuchtet. Es gibt keine göttliche Offenbarung aus zweiter Hand.

Warum sollte ein allmächtiges Wesen den Weg über die Behauptungen von irrtums- und fehleranfälligen Menschen nehmen, die sich täuschen können, getäuscht werden, die selbst lügen und betrügen können, die nach Art der »stillen Post« Botschaften verfälschen, deren Gedächtnis begrenzt und fehleranfällig ist etc.? Warum dieses untaugliche Mittel zu einem dubiosen Zweck? Warum keine objektive Offenbarung? Wenn wir aus der Vergangenheit eines wissen, dann dieses: Ereignisse, die mehr als 40 Jahre zurückliegen, werden selbst im Zeitalter der Medien (Film, Fotos, allgemeine Schriftkenntnisse) selten korrekt weitergegeben. Das war vor 2.000 Jahren eher schlechter als besser. Gott hätte diesem nur mit einer objektiven Offenbarung begegnen können. Warum tat er das nicht?

 

Einschränkung des freien Willens?

Weil, so wird gerne gesagt, Gott damit unseren freien Willen einschränken würde. Wir müssen, so wird behauptet, uns freiwillig für Gott entscheiden. Dieses Argument hat einen entscheidenden Nachteil: Es wird von Christen gerne in Argumentationen gebracht, aber die Christen beweisen tagtäglich durch ihr Handeln, dass sie nicht daran glauben. Sie erziehen nämlich ihre Kinder so, dass sie an Gott glauben. Sie sagen nämlich nicht: »Warte, bis Du Dich frei entscheiden kannst, an Gott zu glauben«. Sie pflanzen den Glauben schon frühzeitig ein, sorgfältig. Statistisch gesehen ist die weitaus überwiegende Mehrheit der Christen nicht deswegen zu einem Christen geworden, weil es irgendein Abwägen von Argumenten, irgendeine Auswahl unter den vorhandenen Religionen gegeben hätte, sondern weil bereits die Eltern daran geglaubt haben. Fast alle Menschen – und es gibt nur wenige Ausnahmen! – nehmen die Religion der Eltern an, meist ist es die einzige Religion, die sie kennen (mehr oder weniger, oft eher wenig).

Wenn die Christen tatsächlich  daran glaubten, dass man Gott aus freiem Willen annehmen sollte, so trifft dies erstens  auf die Mehrheit der Menschen nicht zu, zweitens  wird alles getan, damit es beim eigenen Nachwuchs auch nicht vorkommen kann. Kaum ein Mensch akzeptiert Gott oder weist ihn zurück aus einem freien Willensentschluss. Ich bin durchaus eine seltene Ausnahme: christlich-religiös erzogen und jetzt bekennender Atheist.

 

Glauben: Nichts für starke Nerven

Die Christen wissen, dass ihre Argumente für den Glauben so schwach sind, dass es für Erwachsene meist nicht mehr reicht, um sie zu überzeugen. Deswegen lässt man es erst nicht darauf ankommen. Kinder vertrauen ihren Eltern, weil unsere Spezies anders nie hätte überleben können, und übernehmen daher vieles von dem, was die Eltern sagen, unkritisch. Einiges davon wird später einer Revision unterzogen und verworfen, mit Ausnahme der Inhalte, die prinzipiell nicht widerlegt werden können. Denn hier ist nur schwer eine Revision möglich – mit diesen Inhalten kann man ja nicht an der Realität scheitern. Die christliche Religion ist weder durch logische Argumente noch durch Fakten widerlegbar. Entweder, weil die Inhalte sorgfältig gegen Kritik immunisiert wurden _1_, oder weil man Logik und Fakten so gut es geht ignoriert.

Aber nehmen wir mal an, es gäbe sowohl Gott als auch einen freien Willen. Tut Gott alles, um die Menschen zu retten, in dem sie das Glaubensbekenntnis _2_ Glauben? Offenkundig (empirisch beweisbar, unbestreitbar) nicht. Wenn der freie Wille für Gott ein Hindernis ist, dass die Menschen an ihn glauben, warum schuf Gott dann den freien Willen bzw. warum verlangt er von den Menschen, dieses geschaffene Hindernis zu überspringen?

Es scheint, als sei das Argument des »freien Willens« ein Sammelbecken für alle Ausreden, die man braucht, um Gott von allen Übeln dieser Welt als Verursacher freizusprechen, dem Menschen alle Schuld an allen Übeln zuzuschanzen und zu erklären, warum nicht alle Menschen sich zu diesem Gott bekennen.

 

Freier Willen und Verantwortung

Aber Gott als Schöpfer des freien Willens ist nicht von den dadurch verursachten Übeln freizusprechen. Denn die Konsequenzen müssen Gott bekannt gewesen sein. Und ein so hohes Gut, dass man damit alles Leid rechtfertigen könnte, ist der freie Willen nun auch wieder nicht. Es wäre noch verständlich, wenn alles Leid tatsächlich direkt aus dem freien Willen entstünde, aber es ist nicht einzusehen, warum Naturkatastrophen und Krankheiten etc. (die es schon vor dem Menschen und vor der Existenz des freien Willens gab) nun dem Menschen in die Schuhe geschoben werden. Gott ist der Verursacher von allem, aber nicht an allem Schuld. Eine merkwürdige Auffassung von Schuld und Verantwortung.

Wenn aus dem freien Willen zwangsläufig Übel erwachsen, so sind diese von Gott verursacht. Erwachsen sie nicht zwangsläufig daraus, wenn es also keine Kausalität gibt, so kann man den entsprechenden Menschen nicht für seine Taten verantwortlich machen – er hat sie nicht verursacht, sondern sie sind eine nebenläufige Folge seines »freien Willens«. Und dann wäre Gott auch dafür verantwortlich. So oder so ist nicht der Mensch an den moralischen Übeln schuld, sondern mindestens einen Teil der Schuld trägt Gott.

Den freien Willen kann man auch nicht dazu benutzen, zu erklären, warum sich nicht alle Menschen zu diesem Gott bekennen. Denn die meisten Menschen bekennen sich zu dem Gott, der ihnen als Kind eingetrichtert wurde. Da es vom Zufall abhängig ist (seine Eltern kann man sich nicht aussuchen) entscheidet in der überwiegenden Anzahl der Fälle auch der Zufall darüber, ob man Christ, Moslem, Hindu, Shintoist, Buddhist, Jainist oder Atheist (usw. usf.) wird. Wir reden hier von mehr als 95% aller Fälle – da den freien Willen ins Spiel zu bringen erscheint mir vollkommen unsinnig zu sein. Einen freien Willen hat man nur, wenn man sich von der Religion der Eltern abwendet. Wer wollte ein Kind hinduistischer Eltern in Indien dafür verantwortlich machen, dass es sich nicht dem christlichen Gott zuwendet?

 

Einen Gott gibt es nicht

Denn die Argumente für diesen Gott sind viel schwächer wie die für die hinduistischen Götter. Mehr noch, viele Probleme wie etwa das Theodizeeproblem gibt es nur in den monotheistischen Religionen! Und während den Christen noch jahrhundertelang »aufgeschwatzt« wurde, dass man die Existenz Gottes beweisen könne, finden wir in den älteren hinduistischen Schriften schon Hinweise darauf, dass dies eben nicht möglich sei (mitsamt den Gründen). Und auch in den restlichen Dingen scheint mir das Christentum nur schwer bis überhaupt nicht mit der Vernunft in Einklang bringen zu lassen (diese Website ist voll davon – und ich habe bislang erst an der Oberfläche gekratzt!).

Wir können aus dem Argument des Unglaubens und der Heilsplanverwirrung I und der Heilsplanverwirrung II eines mit Sicherheit schließen:

Einen Gott, der ein bestimmtes Glaubensbekenntnis verlangt, den gibt es nicht.

Lesen Sie weiter: Eine Frage von Leben und Tod
»Bei aller Aufregung um die Wahl des neuen Papstes hätte ich beinahe völlig vergessen, dass es keinen Gott gibt. (Michael Ian Black

1. Nicht, weil jemand diese Inhalte so konstruiert  hätte, sondern weil im Laufe der Zeit nur die Inhalte »überleben«, die einer Widerlegung standhalten. Das ist eine Art evolutionärer Ausleseprozess, was eindeutig widerlegt wurde, scheidet aus und wird nicht mehr betrachtet. Zurück zu 1

2. Die Frage, wozu dieser Umweg überhaupt gut sein soll, behandle ich an anderer Stelle. Das wäre nämlich ein weiterer Einwand. Zurück zu 2


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