»Den Glauben versteht man erst, wenn man begreift, dass er den Geist fesselt.«

#DESCRIPTION = Unter welchen Umständen kann das Fehlen eines Beweises ein Beweis für Fehlen sein?


Inhaltsverzeichnis:


      Wo bleiben die Beweise für Gott?
      Das Theodizeeproblem
      Beten zu Gott funktioniert nicht
      Es gibt tausende Götter, an die man nicht glaubt

Die Anzahl der Argumente für Gott summiert sich zu Null. Es gibt nicht ein einziges solides oder valides (gültiges) Argument für die Existenz eines Schöpfergottes. Die Argumente scheitern alle nicht an ihren Prämissen (die in der Mehrheit der Fälle zweifelhaft sind), sondern an ihrer Logik. Beides gilt nicht für die Argumente gegen  Gott. In Das Argument des Unglaubens – atheologisches Argument habe ich ein Beispiel gegeben. In →Gründe und Argumente zur Existenz Gottes habe ich mich mit den Gottesbeweisen beschäftigt.

Hier Beispiele für weitere Argumente gegen Gott:

 

Wo bleiben die Beweise für Gott?

Um das Argument zu »widerlegen« wird es von christlichen Apologeten falsch dargestellt und mit folgender Behauptung zurückgewiesen:

Das Fehlen eines Beweises ist kein Beweis für Fehlen.

D. h., Gott kann existieren, obwohl wir keine Beweise haben. Stimmt. Komplett ausformuliert lautet das Argument wie folgt:

Wenn ein Gott existiert, der in die Welt eingreift, muss es Beweise für sein Eingreifen geben.
Seit mehr als 2.000 Jahren wird vergeblich nach den Beweisen gesucht (das nennt man ein »qualifiziertes Fehlen von Beweisen«).

Alle bisher vorgebrachten »Beweise« basieren auf logischen Fehlern. Dass sie geglaubt werden, ist ein Teil des Problems.


Daher ist es hoch wahrscheinlich, dass es keinen Gott gibt.

Analogie: Sie haben Ihre Hausschlüssel verloren. Sie suchen das Haus vollständig ab, weil Sie sich sagen: »Die Schlüssel müssen im Haus sein«! Sie durchsuchen alle Schränke, alle Schubladen, alle Taschen. Keine Schlüssel zu finden. Sie wiederholen die Suche. Keine Schlüssel. Sie rücken alle Möbel von den Wänden, packen alle Schränke und Schubladen aus – die Schlüssel bleiben verschwunden. Sie heben alle Dielenbretter hoch und schrauben alle Fußbodenleisten ab. Nichts! Sie engagieren ein Team von Spezialisten, die die Suche gründlich wiederholen. Keine Schlüssel. Schließlich rücken Spezialisten mit Radargeräten an und durchleuchten sämtliche Mauern und alle Gegenstände. Die Schlüssel tauchen nicht auf.

Wie lange wollen Sie weitersuchen, bis Sie sich eingestehen: »Die Schlüssel sind nicht im Haus«!

Es ist nicht so, dass man erst seit gestern nach Gott sucht. Die Suche nach Beweisen läuft über 2.000 Jahre, ohne das nur der Hauch eines Beweises aufgetaucht wäre.

Wir können Neutrinos nachweisen, die extrem selten mit anderer Materie interagieren. Unsere Nachweismethoden sind im Laufe der Zeit enorm verfeinert worden. Wir können Gravitationswellen nachweisen, die zu einer Verzerrung der Raumzeit führen, die geringer ist als der Durchmesser eines Atoms. Unsere Beweismittel sind besser geworden, nur Gott, den haben wir nicht gefunden.

Man muss sich eingestehen, dass je länger man nach einer Sache sucht, ohne sie zu finden, desto unwahrscheinlicher wird ihre Existenz.

Wir haben es mit gleich zwei logischen Widersprüchen zu tun:

§ Auf der einen Seite wird behauptet, es könne keine Beweise für Gott geben. Auf der anderen Seite sagt man, dass den Gläubigen ihre »Erfahrung« beweise, dass es Gott gäbe. Was stimmt?

§ Gott wird so definiert, dass er nicht beweisbar ist. Das setzt voraus, dass er nicht in die Welt eingreift. Es gibt keine Religion, die einen Gott verehrt, der nicht auf die Welt einwirkt. Wir haben einen Gott, der nicht eingreift, der in die Welt eingreift. Das ist ein Widerspruch!

Zu 2. wird behauptet, dass Gott sein Eingreifen tarnt, sodass wir es nicht bemerken. Das steht im Widerspruch zu 1., dass Gläubige es bemerken, dass er eingreift – aufgrund ihrer (subjektiven) »Erfahrung«. Wir haben es mit einem »Täuschergott« zu tun, der uns narrt, wir bemerken ihn nicht. Der die Menschen bestraft, weil sie ihn nicht bemerken. Das wäre kein Gott, sondern ein sadistischer Dämon. Siehe Das Argument des Unglaubens – atheologisches Argument.

Gott gibt den Menschen den Verstand, täuscht sie, und bestraft vor allem die, die seine Existenz bestreiten? Warum sollte er das tun? Und er belohnt die, die ihren Verstand falsch einsetzen und ihn »erkennen«? Es wäre viel plausibler, wenn er die bestraft, die an ihn glauben: Weil sie seine Täuschungen ignorieren und ihren Verstand falsch einsetzen. Viel einleuchtender ist, dass es keinen Gott gibt. Die Idee der Bestrafung der Ungläubigen dient nur dem zweck, unabhängige Denker zu erpressen (und die eigenen Schafe).

 

Das Theodizeeproblem

Zu dem Problem habe ich an anderer Stelle ausführlich Stellung genommen: →Wie erklärt man die Güte Gottes angesichts der Übel der Welt?.

Ich formuliere das Problem anders, sodass die Ausreden der Apologeten nicht mehr funktionieren: →Warum es keine Erlösung durch Gott geben kann.

Gegen die Standard-Formulierung von Epikur sind die Erwiderungen der christlichen Theologen extrem schwach. Siehe [Streminger 1992].

 

Beten zu Gott funktioniert nicht

Es gibt den zusätzlichen Einwand: Wenn wir willkürlich spontane Remissionen bei Krebs nicht den natürlichen Selbstheilungskräften zurechnen, sondern Gott, wieso heilt Gott keine Amputierten? Warum gibt es keine Heilungen, die man nicht den Selbstheilungskräften zurechnen kann? Warum treten die nicht häufiger auf als Selbstheilung? Die einzige Erklärung ist, dass es sich um Selbstheilung handelt, und die Heilungen nur in den natürlichen Grenzen unserer Fähigkeit ablaufen. Ob gebetet wird oder nicht ändert nichts an der statistischen Häufigkeit, mit der das auftritt.

Es gibt zwei große (und gute) Untersuchungen, die das beweisen: MANTRA und STEP. Hier ist eine Übersicht zu solchen Studien: →Studies on intercessory prayer.

Hier wird als Gegenargument der »täuschende Gott« angeführt: Gott manipuliert die Ergebnisse so, dass er nicht zu erkennen ist. Wäre das der Fall, siehe das Argument des Unglaubens – der Gott wäre bösartig. Er täuscht vor allem die intelligenten Menschen, die in der Lage sind, die Beweise zu verstehen. Die plausibelste Erklärung ist: Es gibt keinen Gott.

 

Es gibt tausende Götter, an die man nicht glaubt

Das Argument halte ich in der häufig geäußerten Form für fehlerhaft. Es gibt einen prinzipiellen Unterschied zwischen dem »monotheistischen Schöpfergott der abrahamitischen Religionen« (Judentum, Christentum, Islam) und den heidnischen Gottheiten.

Der Unterschied ist der: Der Schöpfergott des Monotheismus ist der Erschaffer der Welt und kein Teil der Welt (sonst hätte er sich selbst erschaffen). Die Götter des Polytheismus sind Teil der Natur, nicht ihre Erschaffer. Der Gott Poseidon, beispielsweise, ist keine Menschengestalt mit Fischschuppen – das ist nur seine symbolische Darstellung. Vielmehr ist Poseidon die ungestüme, launische und gewaltige Kraft des Meeres selbst. Dass es die Kraft gibt, steht außer Frage. Jeder Mensch kann das auf See erfahren. Ob man Naturkräfte vermenschlichen muss, ist eine andere Frage.

Die Existenz Poseidons steht außer Frage. Das ist beim monotheistischen Schöpfergott anders. Er ist kein Teil der Welt, kein Teil der menschlichen Erfahrung. Er könnte erst durch Eingreifen in die Welt Teil menschlicher Erfahrung werden, da werden wir mit einem massiven Widerspruch im monotheistischen Glauben konfrontiert (siehe erster Abschnitt).

Das zeigt, dass der Glauben an Gott reiner Aberglauben ist. Die Wurzel des Aberglaubens besteht darin, die Treffer zu zählen und die Fehlschläge zu ignorieren:

Wenn die allgemeine menschliche Erfahrung die Existenz Gottes zu bestätigen scheint – so fehlerhaft das Argument sein mag – dann wird daraus ein »Beweis« für Gott.

Wenn die allgemeine menschliche Erfahrung gegen  die Existenz Gottes spricht (siehe Theodizeeproblem, Unwirksamkeit von Gebeten etc.), dann wird das ignoriert, selbst wenn die Schlussfolgerungen gültig sind.

Man kann aber nicht beides haben.

Richtig formuliert besagt das Argument Folgendes:

Obwohl von »dem einen Gott« gesprochen wird, wird es schwer, nur zwei Menschen zu finden, die dasselbe Gottesbild haben.
Das liegt daran, dass es keine nachvollziehbaren Kriterien gibt, welcher Gott »der richtige« und welcher Gott ein »falscher Götze« ist.
Ohne sinnvolle Kriterien kann niemand wissen, ob er den »richtigen« Gott verehrt.
Bei der hohen Anzahl der möglichen und verehrten Gottesbilder ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein Gläubiger zufällig an den »richtigen« Gott glaubt.

Daher ist es hoch wahrscheinlich, dass die Mehrheit der Menschen an einen falschen  Gott glaubt.

Dass Gott ein Fantasiegebilde ist, kann man leicht daran erkennen, dass Gott jeweils die Eigenschaften besitzt, die der der Gläubige in dem Moment braucht. Gott ist in dem einen Moment Teil der menschlichen Erfahrung, und im nächsten Augenblick wird bestritten, dass er Teil der menschlichen Erfahrung sein kann. Wie man es gerade benötigt, um die Einwände der Kritiker (Atheisten) zurückweisen zu können. Da schreckt man nicht einal vor logischen Widersprüchen zurück!

Nur  in der der menschlichen Fantasie kann man gegen die Logik verstoßen. Gott ist Teil der menschlichen Fantasie – nicht mehr. Es gibt zwei Sphären, in denen die Logik nicht gilt: Unsinn und Fantasie. Man kann sich aussuchen, wo man da Gott sehen möchte.

Wird fortgesetzt.
»Die Absurdität der religiösen Dogmen macht es zu einer endlosen Aufgabe, gegen sie polemisieren zu wollen.   (Arnulf Överland


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