Glauben heißt, jemandem zu vertrauen, der über Dinge redet, von denen er nichts weiß und nicht die geringste Ahnung hat.
Inhaltsverzeichnis:

      Das Problem der Begründung des Glaubens
         Das Münchhausentrilemma
         Die Stufen der Erkenntnis

 

Das Problem der Begründung des Glaubens

Die entscheidende Grundfrage ist die: Was wissen wir eigentlich -- sicher? Jede Philosophie und jede Religion setzt sich mit der Frage auseinander. Und jedes Zeitalter beschäftigt sich mit der Frage aufs Neue. Es gibt zwar die »aufgeklärte« Position, nach der eine Religion nicht wahr, sondern nur in moralischem Sinne nützlich  zu sein hat, das ist in keinem Fall die fundamentalistische Haltung: Demzufolge ergibt sich der moralische Anspruch als Folge aus dem Wahrheitsanspruch. Was ist wahr?

Die verschiedenen Religionen hatten und haben darauf stets Antworten parat.

Die Antwort ist: Man muss es nicht wissen, man muss es nur glauben! Und der Glauben braucht keine Begründung.

 

Das Münchhausentrilemma

Wenn wir uns die Antworten ansehen, sehen wir dieselben Muster: Es ist wahr, weil es geoffenbart wurde, es ist wahr, weil es in einer heiligen Schrift steht, es ist wahr, weil es eine Autorität verkündet hat (als Papst unfehlbar ), weil es der Tradition entspricht. Alle die Dinge führen uns direkt in das Münchhausen-Trilemma (nach Hans Albert _1_), d. h., wir landen entweder

Die Religionen landen i. d. R. im Dogmatismus  (»Es ist wahr, weil der Papst ex cathedra  entschieden hat« oder »Es ist wahr, weil die Bibel es sagt«), oder in einem logischen Zirkel  (»Die Bibel ist von Gott geoffenbart und aus dem Grund wahr. Wir wissen es, weil die Schreiber der Bibel es sagen. Die Bibel wiederum gibt uns Zeugnis, dass die Verfasser derselben göttlich inspiriert wurden« -- die argumentationsweise wird von Hank bzw. seinen Freunden benutzt _2_. Es ist in der Mehrheit der Fälle nicht so plump wie in den Beispielen hier, die nur ein allgemeines Muster zeigen sollen. Ich bezeichne die Denkweise als archaisch  oder vorwissenschaftlich. Wenn man Gründe für den dogmatischen Anspruch sucht, stößt man auf einen logischen Zirkel.

Mindestens  eine der drei Positionen lässt sich gegen jede Begründung vorbringen, gegen subjektive Erfahrungen, d. h., jede Begründung ist hinterfragbar. Außer, Denkverbote verhindern es. Es handelt sich hier nicht um ein Argument gegen die archaische Denkweise, die moderne Denkart ist davon genauso betroffen. In der heutigen Geisteshaltung wird daraus nur der Schluss gezogen, jeden absoluten Wahrheitsanspruch anzufechten und ihn nicht für die eigene Position zu reklamieren (Skeptizismus). Während religiöse Anschauungen sich gegen die Kritik zu immunisieren suchen, also ihre Ansprüche wider die Vernunft durchzusetzen trachten.

Die (oft erfolgreiche) Immunisierung  ist die wahre Bedrohung des Verstandes, sie suggeriert, dass man das Ende allen Wissens erreicht hätte, wo man erst am Anfang steht oder bei einem Irrtum

 

Die Stufen der Erkenntnis

Wir können folgende drei Stufen der Erkenntnis postulieren, die aufeinander aufbauen:

Der religiöser Glauben ist der zweiten Stufe zuzuordnen. Mag sein, der Glaube ist kritisch, aber nicht gegen seine eigenen Grundlagen, sondern überwiegend anderen Weltanschauungen gegenüber.

Eine schöne Beschreibung des hier kurz skizzierten Problems gibt Dr. Michael Schmidt-Salomon in: →Das Münchhausen-Trilemma oder: Ist es möglich, sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf zu ziehen?.

Es gibt drei Methoden, mit denen Menschen ein Verhalten rechtfertigen, das sich nicht vernünftig begründen lässt:

  1. Tradition -- das haben wir schon immer  so gemacht.
  2. Mehrheit -- die anderen machen das ja auch  alle so.
  3. Religion -- oft gemischt mit den beiden vorigen »Begründungen«.

Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, die Genitalien kleiner Kinder zu beschneiden. Wenn es Tradition ist, oder die Mehrheit es tut, oder man eine Religion anführen kann -- ist es erlaubt. Und wer sich gegen die Praxis ausspricht, der ist ein Feind von Tradition und Religion.

Es ist ein  Zweck der organisierten Religion, das für wahr und das Verhalten für richtig befinden zu können, dass kein Mensch ernst nehmen würde. Es wird eindringlich »Respekt» _3_ Von den Religionen eingefordert: Weil normalerweise  kein rationaler Mensch auf die Idee käme, solche abwegigen Gedanken zu respektieren.

Was erwachsene religiöse Menschen freiwillig und ohne Zwang unter sich machen, wäre kein Thema und zu tolerieren (nicht respektieren). Kritisch wird es erst, wenn daraus Forderungen an die Allgemeinheit abgeleitet werden.

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Der Glaube ist nicht der Aufgang, sondern das Ende allen Wissens

Johann Wolfgang von Goethe

1. Auch bekannt unter den Namen Agrippas Trilemma oder Fries Trilemma. Zurück zu 1

2. Wobei es nur wenige Stellen gibt, in denen der Autor des Bibeltextes behauptet, sein Werk oder das anderer sei »göttlich inspiriert«. Als Ganzes behauptet es nur der Text der Offenbarung, und der ist so durchgeknallt, dass ihn nur ausnahmsweise Christen ernst nehmen. Zurück zu 2

3. Ich wünschte, Menschen würden das Wort »Respekt« im Duden nachschlagen, bevor sie es benutzen, siehe →Respekt im Duden. Das Wort wird gerne in einer abweichenden, schwammigen Bedeutung benutzt. Zurück zu 3


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