Wenn Dein Gott nicht der Logik unterliegt, ergibt nichts in Deiner Religion einen Sinn.
Inhaltsverzeichnis:

      Jeder versteht etwas anderes unter Gott
      Alternative Definitionen zu Gott
      Gott ist ein Mythos
      Gott als die Basis der Moral
      Wenn Gott nicht der Logik unterliegt, ist der Atheismus perfekt begründet

 

Jeder versteht etwas anderes unter Gott

Zwei Gläubige zu finden, die dasselbe unter dem Begriff »Gott« verstehen, ist ein fast unmögliches Unterfangen. Von der Weigerung, eine Definition zu liefern bis zur Zuschreibung von allem wie im letzten Abschnitt gibt es jede nur denkbare Variation.

Deswegen biete ich eine ganz einfache Begriffsbestimmung von Gott an, der eigentlich nahezu jeder Monotheist zustimmen kann: Gott ist ein immaterielles oder transzendentes Wesen, das alles erschaffen hat, was existiert, außer sich selbst. Weitere Eigenschaften brauchen wir nicht bzw. die ergeben sich zwanglos aus der Definition. Beispiel: Wenn Gott unser Universum hervorgebracht hat, hat er offensichtlich die Macht dazu, dies zu tun. Oder: Wenn er keinen Ursprung hat, muss er wohl ewig existieren.

 

Alternative Definitionen zu Gott

Pantheisten, Heiden etc. haben eine völlig  andere Definition von dem, was ein Gott ist. Hier fehlt das Merkmal der Transzendenz. Für einen Heiden wie mich, um ein Beispiel zu nennen, sind Götter moralische Leitideen, die in Mythen beschrieben werden. Es könnte sich um personalisierte Naturkräfte  handeln, oder um Archetypen  etc. Götter sind Teil der Natur. Sie sind unmittelbar erfahrbar, nicht Teil einer Offenbarung, man muss nicht an sie glauben. Wenn ich meine Auffassung nehme, dann heißt dies, dass beispielsweise Odin, der Gott, dem ich folge, in der Edda beschrieben wurde. In diesem Mythos wurde beschrieben, für welche moralischen Leitideen Odin steht – und damit, welcher Moral ich mich selbst verpflichtet fühle.

Dass Odin in der Edda in einem (von Menschen erfundenen) Mythos beschrieben wurde, ist eine Tatsache, die jeder nachprüfen kann. Man muss dazu nur die Edda aufschlagen und ein wenig darin herumblättern.

Ich glaube nicht daran, dass Odin außerhalb dieser Mythen in irgendeiner Form existiert. Aber im Heidentum wird einem nicht vorgeschrieben, wie man an Odin oder einen anderen Gott zu glauben hat. Deswegen mag ein anderer Heide auf andere Weise an Odin glauben, das interessiert mich aber nicht: Denn die minimale Gemeinsamkeit  reicht schon aus, um eine Verbundenheit zu erzeugen. Mehr als diese Verbindung braucht man für eine rituelle Verehrung nicht.

 

Gott ist ein Mythos

Aber zurück zum monotheistischen  Gott. Ich denke natürlich, dass er ein Gott ist wie Odin oder Thor auch: Er wurde von Menschen in Mythen beschrieben (der Bibel, dem Koran etc.). Außerhalb dieser Mythen existiert nichts, was diesem Gott entspricht. Anders als etwa bei Thor, weil der zusätzlich  noch für bestimmte Naturkräfte steht. Aber er ist Teil der Natur, nicht ihr Schöpfer. Thor hat also eine direkte Verbindung zur Realität, wofür er steht, das kann man spüren - man muss es nicht glauben, es ist Teil der Erfahrung. Man kann aber, wie gesagt, niemandem, auch keinem Heiden, vorschreiben, wie diese Erfahrung auszusehen hat, oder welche Form sie haben muss, oder wie man sie zu interpretieren hat.

Der Unterschied zwischen heidnischen Göttern und dem einen monotheistischen Gott ist, dass die Eigenschaft ist Schöpfer des Universums  eine Menge an Implikationen  oder Konsequenzen  nach sich zieht.

Nun schätzen es die meisten Gläubigen _1_ nicht, wenn man sie auf logische Folgen aus ihren Annahmen aufmerksam macht. Das ist ja das Fatale an der monotheistischen Religion. Das ist u. a. der Grund, warum es ein schlechter Witz ist, wenn Eingottgläubige einen darauf aufmerksam machen, dass angeblich die Moral der Atheisten _2_ nicht »begründet« sei. Es gibt keine Begründungen ohne logische Regeln, und wenn ein Gläubiger für seinen Gott logische Regeln ablehnt, dann kann er damit unmöglich irgendetwas  »begründen«. Inkonsequenz ist das genaue Gegenteil einer Begründung.

 

Gott als die Basis der Moral

Moral besteht selbst aus einem Satz von Regeln. Um diese auf eine konkrete Situation anwenden zu können, muss man diese Regeln konsequent  und konsistent  auf die Gegebenheiten zur Anwendung bringen. Der Gegensatz dazu ist »Beliebigkeit«. Ein Gott, auf den man die Regeln der ↑Logik nicht durchgehend anwenden kann, kann unmöglich eine Basis für Moral sein. Denn das heißt nichts weiter als »für und bei und mit Gott gelten keinerlei Regeln«.

Eigentlich heißt dies bloß: »Wir haben ein festes Fundament für unsere Moral (glauben wir), aber auslegen können wir das nach beliebigen Regeln«. Man gaukelt sich selbst und anderen vor, eine feste Moral zu haben, hat aber gleichzeitig die Flexibilität, diese rückgratlos an die eigenen Bedürfnisse in der jeweiligen Situation anpassen zu können. Das ist nur eine Frage, wie man die Regeln interpretiert. Niemand würde Fußball mit einer Mannschaft spielen wollen, die sich vorbehält, die »festen Regeln« ohne jede Logik nach eigenem Bedarf interpretieren zu dürfen. Natürlich, in der Praxis handeln Christen nicht so extrem, weil dann nämlich niemand mit ihnen was zu tun haben wollte. Aber durch die flexible Interpretation ist alles erlaubt. Anders gesagt: Auch und gerade mit Gott ist alles erlaubt.

Wenn Gott also nicht nach festen, also logisch ausdrückbaren Regeln denkt und handelt, dann heißt dies, dass es kein moralisches Fundament für den Monotheismus geben kann. Also, entweder, Christen gaukeln sich selbst und anderen etwas vor, wenn sie von einem »festen moralischen Fundament« reden, oder aber sie tun dies, wenn sie Gott von der Logik ausnehmen wollen. So oder so wirft das kein gutes Licht auf den Monotheismus.

Ich selbst werde auf dieser Website die Regeln der Logik konsequent auf Gott anwenden – und zwar auf jeden  Gott. Anders ist ein sinnvolles Reden über Gott nicht möglich: Es gibt keinen Sinn von Begriffen ohne logische Regeln. Wenn der Begriff »Gott« aber selbst sinnlos ist, dann ist die Konsequenz ein harter Atheismus, denn weder ergibt es einen Sinn, an etwas Sinnloses zu glauben, noch kann etwas existieren, was schon auf der rein logisch-begrifflichen Ebene komplett sinnlos ist.

 

Wenn Gott nicht der Logik unterliegt, ist der Atheismus perfekt begründet

Die perfekteste Begründung für den harten, positiven ↑Atheismus ist, dass der Begriff »Gott« selbst sinnfrei  ist. Dann ist selbst ↑Agnostizismus eigentlich unmöglich: Mann kann es nicht offen lassen, ob etwas Sinnloses existiert oder nicht. Man kann daran »eigentlich« auch nicht glauben. Und wenn doch, dann aus Denkschwäche.

Warum nimmt man Gott von den Regeln der Logik aus? Nun, wie [Kilian 2010] schreibt, hat dies einen ganz bestimmten Sinn. Es geht letztlich nur darum (siehe Übersicht über das Thema: Moral), sich einen unfairen Vorteil beim Aushandeln der Moral zu erschleichen. Das schafft man, in dem man die Logik aushebelt, weil man sich dann an keine Regeln halten muss. Eine Fußballmannschaft, die einseitig die Logik ein bisschen verdreht, wenn es um die Regeln des Zusammenspiels geht, wird jedes Spiel gewinnen, egal, wie schlecht sie auch spielen.

Es ist dieses »Spiel«, das ich nicht mitmache, und weswegen diese Website existiert.

Ich biete den Monotheisten also zwei Optionen an: Wir reden über Gott nach den Regeln der Logik, oder wir müssen schon von vornherein festlegen, dass Eure Moral keine Basis hat und der Glauben an Euren Gott vollkommen sinnlos ist, wie auch alle Konsequenzen aus dem Glauben. Es gibt keine dritte Option. Weil ich die Taktik durchschaut habe. Weil ich mich auf kein Spiel einlasse, bei dem die Gegenseite meint, die Regeln nach eigenem Belieben verbiegen zu dürfen. Weil es sinnlos ist, mit jemandem zu argumentieren, der keine Argumente anerkennt. Weil es nur einen  Grund geben kann, keine Argumente für eine Sache anzuerkennen: Weil man genau weiß, dass man komplett falsch liegt.

Die Nichtanerkennung der ↑Logik nehme ich als Verabschiedung aus dem religiösen Diskurs und aus dem vernünftigen Reden und als Eingeständnis der totalen religiösen Unvernunft.

Warum Gott, wenn er existiert, der ↑Logik unterliegt, habe ich in meinem Buch (leider unveröffentlicht) ausführlich begründet. Im nächsten Abschnitt zeige ich einen davon unabhängigen Ansatz.

Ich habe nie verstanden, wieso Gott von seinen Geschöpfen erwarten kann, die eine wahre Religion durch Glauben zu wählen. Das scheint mir eine sehr schlampige Art zu sein, das Universum zu regieren.

Robert A. Heinlein

1. Noch mal: Als Heide glaubt  man nicht an die Götter auf dieselbe Weise, wie es Christen mit ihrem Gott tun. Insofern verwende ich »Gläubige« und »Monotheisten« synonym, weil damit eine spezielle Form des »religiösen Glaubens « gemeint ist, über die noch zu reden sein wird. Zurück zu 1

2. Was den christlichen monotheistischen Schöpfergott angeht, bin ich auch als Heide immer noch ein starker Atheist. Diesen Gott gibt es nicht, es kann ihn auch nicht geben. Zurück zu 2


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