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Diebstahl

Diebstahl



Diebstahl ist das Entwenden einer fremden, beweglichen Sache.

Anders gesagt: Wenn ich Musik stehle (also unrechtmäßig kopiere), dann hat der Hersteller nicht mehr alle CDs im Schrank. Aber trotzdem kann man - als erste Maßnahme - schon mal das Kopieren mit dem Stehlen gleichsetzen, vor allem moralisch.

Und die Debatten und Dispute der vergangenen Jahre im Internet zeigt mir, dass unglaublich viele (sogar intelligente) Leute, durch diese Diskussion geistig so verwirrt wurden, dass sie tatsächlich glauben, kopieren und stehlen sei (irgendwie) dasselbe. Denn Eigentum kann man stehlen. Deswegen kann man auch geistiges Eigentum stehlen, nicht wahr?

Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!


Man möchte fast glauben, dass das eigentliche Verbrechen darin besteht, dass den Leuten das Gehirn gestohlen wurde. Ist nicht Gehirndiebstahl auch die eigentliche kriminelle Tat, um die es hier geht?

Kann man an dieser Stelle etwas anderes schreiben als Satire? Ehrlich gesagt: Meine bescheidenen Fähigkeiten erlauben es nicht. Für derartige Vorgänge hat man den Ausdruck "Realsatire" erfunden.

Aber zurück zum Thema. Für UNIX-Fans kann man das ganze Thema in einem Satz abhandeln:

cp != mv

Kopieren (copy, cp) ist etwas anderes als etwas verschieben (move, mv).

Für alle anderen wird es etwas schwieriger. Also, wenn ich Dir Deine Uhr wegnehme, dann weißt Du nicht mehr, wie spät es ist. Die Uhr hat die Eigenschaft, dass sie nur genau eine Person zurzeit tragen kann.

Deswegen: Wenn ich Dir diese Sache (Uhr) entwende, dann bestehle ich Dich. Daran besteht kein Zweifel. Uhren sind knappe Ressourcen, manchmal sogar teuer, und nach diesem Diebstahl bist Du zu recht sauer auf mich und rufst nach Polizei und Staatsanwalt. Und wenn man mich erwischt, dann bestraft man mich. Mit Recht.

Angenommen nun, ich besuche Dich und wir hören Musik. Ich finde diese gut, also setzen wir uns hin und kopieren die CD auf einen von mir mitgebrachten CD-Rohling. Nun kann ich die Musik zu Hause auch hören.

Habe ich Dich bestohlen? Nein. Denn sieh mal nach: Du hast noch alle CDs im Schrank. Du kannst die Musik immer noch hören, sogar zur selben Zeit wie ich. Ist Dir dadurch irgendein Schaden entstanden? Wohl kaum. Übrigens: legal in rechtlichem Sinne war diese Kopieraktion auch.

Warum eigentlich? Aufgrund folgender Überlegung: wir sind eine eigentümliche Gesellschaft, d. h. unsere Wirtschaft basiert darauf, dass ich Eigentum an einer Sache erwerben kann. Wichtig ist: Sache bezeichnet ein materielles Ding. Für alle Dinge, die wir erwerben können, gibt es einen Erschöpfungsgrundsatz: Eigentum erwerbe ich entweder vollkommen oder überhaupt nicht. Sobald jemand das Eigentum an einer Sache aufgibt (z. B. durch Verkauf) verliert er jedes, aber auch wirklich jedes Recht an dieser Sache.

D. h. wenn ich eine Flasche Cola kaufe, dann besitze ich sie. Und mit dem Erwerb darf ich machen, was ich will, eingeschränkt nur durch Gesetze (ich darf sie niemandem über den Schädel hauen, weil ich sonst dessen Recht auf körperliche Unversehrtheit tangiere). Aber ich darf sie z. B. analysieren und dann eine ähnliche Cola auf den Markt bringen. Keiner außer dem Gesetzgeber kann mir vorschreiben, was ich mit der Cola tun oder lassen kann. Denn der ursprüngliche Eigentümer (Hersteller) hat alle, aber auch wirklich alle Rechte daran aufgegeben.

Von dieser Regel (dem Erschöpfungsgrundsatz) gibt es Ausnahmen. Konsistent ist dieses Recht nicht. Eine der Ausnahmen sind Bücher. Ich darf z. B. das Buch nicht kopieren und weiterveräußern - warum darf ich das bei der Cola, aber nicht bei dem Buch? Weil der Gesetzgeber dem Schriftsteller ein Privileg zugestanden hat: das Urheberrecht. Dies ist eine ziemlich willkürliche Ausnahme vom Erschöpfungsgrundsatz. D. h. ich bezahle zwar für das Buch, aber ich erwerbe ein äußerst eingeschränktes Eigentumsrecht. Um dies zu kompensieren, darf ich das Buch für private Zwecke oder zum Zweck der Lehre kopieren. Und absichtsvoll wurde der Begriff "private Zwecke" nicht exakt definiert. Sobald ich aber für die Kopie Geld nehme, wird angenommen, dass ich dieses Recht missbrauche.

Dies bedeutet: Wenn ich eine CD kopiere, die ich gekauft habe, und ich schenke Dir die Kopie, weil Du mein Freund bist, so ist dies legal. Wenn ich sie Dir verkaufe, so ist dies illegal. Wenn Du der Musikindustrie zuhörst, so begehst Du schon eine Straftat, wenn Du Deine CD auf Kassette kopierst, um sie auch im Auto hören zu können. Jedenfalls möchte sie gerne, dass Du das glaubst. In Wahrheit bin ich jetzt legaler Besitzer der Musik. Wenn also ein Freund bei mir vorbeikommt, und die Musik hört ... dann kann das Spiel von Neuem beginnen.

Ja, aber ... der Musiker ... der verkauft doch jetzt genau eine CD weniger (nämlich an mich). Dadurch entgehen dem doch die 18,-- EUR, die so eine CD inzwischen kostet?

Nun, abgesehen davon, dass von diesen 18,-- EUR der Künstler höchstens 1/2-1 EUR abbekommt, bleibt die Frage nach dem materiellen Schaden, der durch meine Kopieraktion entstanden ist. Wie hoch ist dieser denn?

Schwer zu sagen. Wahrscheinlich ist doch, dass ich diese Musik nie gekauft hätte. Ich habe ein festes Budget für CDs, meistens kaufe ich ca. zwei Stück pro Monat (und ärgere mich jedesmal über den Preis, aber das ist ein anderes Thema). Vermutlich hätte ich seine CD nicht gekauft. In diesem Fall beträgt sein Schaden exakt 0,-- EUR. Demgegenüber steht aber sein schier unglaubliches, märchenhaftes Privileg: Er hat diese CD einmal mit (zugegeben: viel Mühe) produziert und mit jedem Verkauf klingelt bei ihm die Kasse. Ich selbst habe dieses Privileg nicht: Ich muss für jede Mark tatsächlich mich anstrengen. Mein Einkommen wächst linear mit der Anstrengung. 18,-- EUR für eine CD kosten mich einen Teil meines Lebens.


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