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      Sie sind vermutlich Präsuppositionalist

 

Sie sind vermutlich Präsuppositionalist

Präsuppositionalismus _1_ Gehört zur christlichen Apologetik _2_. Es gibt eine Fülle verschiedener Schulen mit unterschiedlichen Auffassungen. Gemeinsam ist allen lediglich, dass man die Ansicht vertritt, dass der (christliche) Glauben die einzig mögliche Basis für Rationalität (Vernunft) ist. Dazu versucht man, logische Fehler in anderen Weltsichten auszunutzen.

Falls das nicht Ihre Ansicht ist, sind Sie hier falsch abgezweigt: Zurück

Interessant ist, dass es mehrere unterschiedliche Ansichten gibt, und dass wir diese Ansicht vor allem bei einigen (evangelikalen) Christen finden. Denn das Judentum, den Islam, und jeden anderen Monotheismus könnte man auf dieselbe Weise mit denselben Methoden auch beweisen oder verteidigen. Was schon darauf hindeutet, dass diese Verfahrensweise mit schweren logischen Problemen belastet ist.

Präsuppositionalisten setzen auf der einen Seite die Logik voraus. Sie meinen, dass nur Gott für die Welt garantieren kann, dass die Logik hier überall gilt. Siehe dazu auch: Was ist Logik?.

Ohne Logik gibt es kein Wissen, ohne Wissen keine Vernunft. Da es ohne Gott die Logik nicht gibt, gibt es ohne ihn also kein Wissen und folglich keine Vernunft.

Selbst wenn wir annehmen, dass Gott irgendwie die Logik für die Welt eingesetzt hat (ihr Schöpfer kann er nicht sein), dann gilt diese in der Welt entweder, oder sie gilt nicht. Wenn sie gilt, kann man sie auch anwenden, ohne an Gott zu glauben, weil die Welt logisch funktioniert und dies auch dann tut, wenn man nicht an Gott glaubt. In diesem Fall muss man nicht Gott voraussetzen, sondern nur die Logik. Die Ableitung logischer Gesetzmäßigkeiten folgt aus der Beobachtung der natürlichen Welt, alles, was dazu notwendig ist, ist die Tatsache, dass sich die Welt so verhält _3_.

Wenn sie nicht immer gilt, dann haben wir es mit einem Gott zu tun, der willkürlich die Regeln ändern kann. Dann allerdings kann es so etwas wie eine allgemein gültige Rationalität nicht geben. Wenn ein Präsuppositionalist also annimmt, dass Gott in die Welt eingreift, widerspricht er sich selbst _4_.

Logik hängt nicht von Gott ab. Da die logischen Gesetze immateriell sind, zeitlos und ewig gültig, kann Gott diese nicht geschaffen haben. Gott kann sie auch nicht gelernt haben, da ihre Existenz eine Voraussetzung dafür wären, dass er überhaupt denken kann. Außerdem würde das gegen seine Allwissenheit verstoßen, sofern man daran glaubt (er muss sie schon immer gekannt haben, sonst wäre er nicht allwissend).

Man muss also nicht Gott voraussetzen, damit die Logik gilt, sondern man muss die Logik voraussetzen, um überhaupt so etwas wie Gott annehmen zu können. Es verhält sich also genau umgekehrt.

Man muss aber auch nicht die Logik voraussetzen, um die Logik haben zu können. Denn die Logik ist aus der Erfahrung abgeleitet. Dazu ist kein geheimnisvoller Gott nötig. Tatsächlich haben wir, was Logik angeht, sogar dazugelernt.

Der übliche Trick aber alles Wissen ist doch unsicher! zieht hier nicht. Die Unsicherheit unseres Wissens liegt daran, dass wir nicht alle Informationen haben und oft Fehlschlüsse ziehen. Um zu zeigen, dass man Gott braucht, müsste man zunächst einmal zeigen, dass man ohne logische Fehlschlüsse auf Gott schließen kann. Das aber ist auch den Präsuppositionalisten noch nie gelungen.

Es gibt keine Garantie für Wissen. Es reicht aber aus, dass der Sachverhalt A statistisch wahrscheinlicher ist als der Sachverhalt B, um etwas wissen zu können. Alles Wissen ist statistisch, weil wir in einem statistischen Universum leben. Garantien aller Art braucht man nicht, sondern ein Abgleich seiner Theorien mit der Realität. Genau daran hapert es bei den monotheistischen Religionen aber gewaltig.

Die Idee, es müsste etwas geben, was Wissen oder Rationalität garantiert, liegt an dem veralteten Begründungsdenken. Das führt hier aber zu weit.

Ich denke, dass auch der Präsuppositionalist zur Ausgangsfrage zurückkehren muss, um eine andere Option zu wählen:

Ja, ich glaube an Gott
Keine dieser Antworten passt!

1. kommt vom englischen to presuppose, was soviel bedeute wie: Vorannahmen treffen. Zurück zu 1

2. Verteidigung des Glaubens mittels rationaler Verfahren. Auf katholisch nennt man das Fundamentaltheologie. Zurück zu 2

3. Man kann es auch so ausdrücken: Da Logik und Mathematik äquivalent ist, können wir solange für die Welt die Logik voraussetzen, wie wir in der Lage sind, sie mathematisch/statistisch zu beschreiben. Zurück zu 3

4. Eigentlich müsste ein Präsuppositionalist alle Wunder, die in der Bibel stehen, ablehnen. Denn hier verbiegt Gott willkürlich die Regeln der Welt und streut so Sand in das Getriebe der Rationalität. In dem Moment, in dem man aber die Bibel und ihre Wahrheit voraussetzt, gerät man damit automatisch in einen Selbstwiderspruch. Gott garantiert die Regeln der Welt, das beweist Gott, setzt sie aber willkürlich außer Kraft (was dann auch als eine Art Gottesbeweis angesehen wird) und zerstört so wieder die Basis der Rationalität. Zurück zu 4


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