Inhaltsverzeichnis:


      Warum die Performance zum Mittelwert tendiert
      Was kann man als Kunde tun?

 

Warum die Performance zum Mittelwert tendiert

Wenn die Börse ein nicht-deterministisches System ist, das nach einem statistischen Ausgleich strebt, bedeutet das zweierlei: Erstens kann man längerfristig keine überdurchschnittlichen Gewinne machen, zweitens, falls es der Fall war, tendiert die Performance zum Mittelmaß (d. h. zum Marktergebnis) hin.

Wir können daraus eine Gesetzmäßigkeit ableiten:

In einem nicht-deterministischem, auf Stabilität (d. h. Ausgleich) optimierten System wird jede Abweichung vom Durchschnitt längerfristig eliminiert. Schlussfolgerung: Die Börse ist ein solches System, d. h. die Performance eines Fonds entwickelt sich zum Marktdurchschnitt hin: Je mehr Zeit und/oder Geld eingesetzt wird, umso schneller. Je transparenter das System für die Teilnehmer ist, umso durchschlagender wirkt das Gesetz (und das Internet trägt dazu bei). Extreme Pendelschläge (sog. Hypes oder Blasen) treten periodisch auf: Ohne diese wäre das System deterministisch. Mit der Globalisierung wird sich der Effekt überall bemerkbar machen, d. h. durch gezielte Auswahl von Märkten lässt sich das System nicht aushebeln.

Nur durch Betrug oder durch Zufall kann man dem entgehen. Das ist der Grund, dass Insider im Gefängnis landen oder Affen die besseren Fondmanager sein können. Eine über mehrere Jahre erzielte gute Performance garantiert nichts, außer, dass es bald abwärts gehen wird: Regression zum Mittelwert.

Langfristig schlägt niemand die Benchmark. Den Erfahrungsgrundsatz kann man nicht umgehen: Jede Methode, die es könnte, wird einen Ausgleichsmechanismus in Gang setzen, der den Fond unter die Messlatte drückt. Da in der Benchmark keine Transaktionskosten enthalten sind, wird der durchschnittliche Erfolg um die Kosten niedriger ausfallen, analog zum Roulette.

Wenn der Kunde eines Fonds nicht vorsorgt, kann man ihm einen größeren Erfolg vorgaukeln: Wenn ich die Messlatte erst nach dem Sprung auflege, kann ich es einrichten, das ich erfolgreich bin. Besser sind dynamische Benchmarks: Ab sofort wird beim Hochsprung nur mit einem Gummiband gemessen – der Erfolg ist garantiert!

Durch das und ähnliche Tricks wird es möglich sein, dem nichts ahnenden Kunden vorzumachen, dass das Gesetz des tendenziellen Falls der Performance sein Vermögen nicht trifft. Damit lässt sich scheinbar beweisen, dass ich unrecht habe … Die Methode wird von Börsianern unter Umständen eingesetzt, um sich in die eigene Tasche zu lügen.

 

Was kann man als Kunde tun?

Wenn man sein Geld langfristig anlegt, ist es gleichgültig, bei welcher Vermögensverwaltung man es tut: Alle kochen mit demselben Wasser, und bei denselben Vorgaben werden die Ergebnisse sich ähnlicher werden, je mehr Geld eingesetzt wird und je länger der Zeitraum ist. Es kann einem egal sein, ob der Fondmanager ein dressierter Affe ist oder ein wirtschaftliches Genie. Oder ob der Fondmanager raffinierte wirtschaftliche Analysen einsetzt, topfit in jeglicher Form der Chartanalyse ist, oder Würfel benutzt, Astrologie oder IGing, spielt keine Rolle.

Entscheidend ist das Vermögenscontrolling, als Buchhaltung unterschätzt. Vermögenscontrolling lässt sich nicht durch dressierte Affen oder Würfe auf eine Dartscheibe ersetzen.

Bemerkenswert ist das Verhalten der großen Versicherungen: Dort sitzen Statistiker, und über wirtschaftlichen Erfolg oder Mißerfolg entscheidet die Güte der statistischen Analyse. Die Versicherung ist eine Form des Glücksspiels, kalkuliert aus der Sicht der Spielbank – mit einem Unterschied: Die Versicherungsmathematiker kennen das und unternehmen bewusste Anstrengungen, die auf einen Ausgleich zielen. Wie handeln die institutionellen Anleger zunehmend? Sie machen eine passive Kapitalanlage, d.h. der Markt wird nachgebildet. Das erspart einen teuren Fondsmanager und man wird nur genau um die Transaktionskosten unter dem Markt bleiben. Mit professionellem Fondmanagement wird das Ergebnis um die Kosten des Managements zusätzlich geschmälert.

Die Statistiker wissen, was sie tun. Und sie überblicken, dass sich die Gesetze der Statistik unbarmherzig durchsetzen – und dass sich die Regeln intuitiv nicht durchschauen lassen, oder im Widerspruch zur Intuition stehen.



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