Christliche Toleranz ist ein Indikator für Stärke. Ist man schwach, ist man tolerant, ist man stark, ist man intolerant.
Inhaltsverzeichnis:

      Toleranz im Christentum
      Der Dämon der Intoleranz

 

Toleranz im Christentum

Vorweg: »Das Christentum« als solches scheint schon fast nicht mehr existent, weil es in eine ungeheuer hohe Zahl von Kirchen, Sekten, Gruppierung und Grüppchen zersplittert ist. Ich rede hier von den Menschen, die sich traditionell selbst als »Christen« bezeichnen in seiner Gesamtheit als »dem Christentum«.

Dass uns das Christentum tolerant  erscheint, ist die Folge eines mehrere Jahrhunderte währenden Prozesses. Wie schwierig der Prozess war, kann man in den Büchern von Karlheinz Deschner nachlesen, speziell in dem zehnbändigen Werk Kriminalgeschichte des Christentums. Das Werk zeigt exemplarisch auf, das es im Christentum über einen großen Zeitraum hinweg Intoleranz und Verfolgungen gegeben hat. Ob die »im Namen des Christentums« von einzelnen Anhängern geschah oder durch die Kirche selbst macht für die Betroffenen keinen Unterschied. Und der Missbrauch geschah ein bisschen zu häufig mit der Berufung auf Gott, als dass man es als »Ausrutscher« betrachten kann.

Mit der Methode, mit der sich viele Christen ihre Religion schönreden, könnte man ebenso den Stalinismus oder den Faschismus reinwaschen.

Es gab ständig Gruppen liberaler  Christen, wir sollten es nicht dem Zufall überlassen, welche der Gruppen innerhalb des Christentums die Überhand gewinnt.

Toleranz ist eine Frage der Weltanschauung. Sowohl Christentum als gleichermaßen der Islam sind -- in ihrer fundamentalistischen Ausprägung -- »inkompatibel« zu einer liberalen Weltsicht. Aus dem Grund sind für uns beide gefährlich. Der Islam ist tolerant, wenn er schwach ist (hier bei uns z. B.) und intolerant (Iran, Afghanistan, Saudi Arabien etc.) wenn er stark ist. Toleranz wird als Schwäche gedeutet. Im Islam wird der Westen gerne als schwach gesehen, weil er tolerant und liberal  ist.

Früher hieß es: »Außerhalb der Kirche kein Heil«. Oder, lateinisch: →Extra ecclesiam nulla salus. Erst ab dem 2. Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) wird offiziell die Ansicht vertreten, dass es und auf mysteriöse Weise ein Heil außerhalb der katholischen Kirche geben könne. Nur in der Kirche gibt es das »volle Heil«, versteht sich.

»Extra ecclesiam nulla salus« heißt im Islam: »Die Höllenqualen für die Ungläubigen und Gottlosen sind fürchterlich. Das Paradies dagegen ist wirklich paradiesisch schön mit allem, was ein Menschenherz erfreut« (zitiert nach: Payer, Alois 1944: Islam. -- Fassung vom 26. April 1999 -- (Materialien zur Religionswissenschaft). -- URL: →www.payer.de/islam/islam.htm.

Jesus hat ähnliche Drohungen gegen Andersdenkende in der als tolerant geltenden Bergpredigt ausgestoßen. Toleranz ist dem Christentum und dem Islam wesensfremd. Siehe [Buggle 2012] und [Logisch 1998]. Woher das kommt erklärt u. a. Assmann in [Assmann 2003].

 

Der Dämon der Intoleranz

Der Dämon der Intoleranz ist dem Christentum mit dem Zeitalter der Aufklärung quasi »ausgetrieben« worden. D. h. toleranter christlicher Glauben ist kein Verdienst der Christen, sondern ein Erfolg der Gegner des Christentums gewesen. Viele Gläubige sehen das genau andersherum.

Die historischen Fakten, die gegen die These vom »an sich Guten, ab und zu von menschlichen Interessen missbrauchtem« Christentum sprechen, sind erdrückend. Wenn Gott einem Recht gibt, ist kein Platz für gefühlsduselige Toleranz. Erhöhung der eigenen Position bei gleichzeitigem absoluten Wahrheitsanspruch kann keine Toleranz hervorbringen (das gilt unabhängig davon, ob die Weltanschauung religiös begründet ist oder nicht!). Beide Ansprüche hat die 400 Jahre andauernde Aufklärung nicht widerlegt, sondern »subversiv unterhöhlt«.

In dem lesenswerten Artikel von Ursula Neumann →Sind Christen doch die besseren Menschen? befindet sich dazu ein →Hinweis auf die übliche Verteidigungsstrategie der Kirchen:

»Kaum ein Vorwurf ist gegen die christlichen Kirchen so oft und so leidenschaftlich erhoben worden, wie der Vorwurf der Intoleranz. Dieser Vorwurf ist deswegen besonders gravierend, weil Toleranz mit dem Wesen des christlichen Glaubens unlöslich verbunden ist. Die Geschichte der christlichen Kirchen ist freilich auch durch Exzesse von Intoleranz gezeichnet. Oft waren sie Folgen eines fanatisierenden Missverständnisses der Wahrheit des Evangeliums«. (Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, a.a.O., S. Dies ist der klassische Argumentationsstil. Obersatz: Das Christentum steht für Toleranz, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Solidarität ... Untersatz 1: In der Wirklichkeit hat es damit gehapert. Untersatz 2: Schuld daran waren Missverständnisse. Untersatz 3: Aber im Prinzip!

Wir erkennen hier den Denkfehler des wahren Schotten.

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Bruno Bauer


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